Auf der Suche nach der Sonne
Ich hatte ja versprochen, die Sonne mitzubringen. Aber irgendwie ist die Sonne seit ein paar Tagen verschwunden. Und so habe ich mich heute ein weiteres Mal auf die Suche nach der Sonne begeben.
Gerüchten nach soll die Sonne im Süden häufig zu finden sein. Also habe ich mich gen Süden gewandt. Dabei ging es zunächst noch mal auf über 1000m. Dabei gab es auch ein ca. 1km langes Stück mit 12% zu bewältigen. Bisher habe ich den ersten Gang nur sehr selten benötigt, aber auch das hat sich jetzt geändert. Insgesamt war die Entscheidung, vorne ein kleineres Kettenblatt zu nehmen auf jeden Fall richtig. 2-3 andere Radfahrer mit einer Rohloff-Nabe fanden die Übersetzung am Berg nicht so einfach.
Aber die Anstrengung sollte sich lohnen. So ab 900m verschwanden so langsam die Bäume und eine fantastische Bergwelt hat sich aufgetan. Wie gestern schon gab es verschiedenste Grüntöne, wobei das helle Grün für mich das Faszinierendste war. Im Gegensatz zu den schroffen Bergen auf den Lofoten waren die Anhöhen hier viel weitläufiger und sanfter.
Ein paar Tiere gab es hier oben auch. Neben Schafen gab es auch noch ein paar Rinder und einen kleinen Jagdvogel habe ich gesehen. Bestimmt gibt es hier noch mehr Tiere, aber das waren die, die mir aufgefallen sind.
Immer mal wieder waren einzelne Häuser in der Landschaft zu sehen. Diese waren entweder aus Holz oder Stein gebaut und hatten häufig ein begrüntes Dach. Dadurch störten sie das Landschaftsbild nicht sonderlich, sondern gehörten eher zur Landschaft selbst.
Für 3-4km ging es dann so um die 1000m auf einer Hochebene durch die Bergwelt. Teilweise war es schon wie in einer anderen Welt. Es ist zwar jetzt schwer zu sagen, aber ich denke, daß diese paar Kilometer mit zu den Schönsten auf dieser Tour gehören, wenn nicht sogar die Schönsten.
Ein bischen Schotterstraße gab es dann auch noch. An sich paßt diese Art von Weg besser in die Landschaft, aber für mich hatte es den Nachteil, daß ich mich mehr auf Schlaglöcher und Steine konzentrieren mußte und deshalb die Landschaft nicht so genießen konnte.
Nahezu aus dem Nichts kam ein kleines Bergdorf in Sicht. Auch hier waren die Häuser wie die oben beschriebenen und auf dem Foto muß man schon genau hingucken, um einzelne Häuser zu erkennen. Aber es waren schon einige.
Nach dem Dorf ging es noch mal kurz bergauf und dann folgte eine 10km lange Abfahrt. Auf dem Weg nach unten fing es dann auch an zu regnen. Und so ging es mit angezogenen Bremsen und Bremsschirm (=Poncho) nach unten. Auf dem Weg nach unten gab es noch einen kleinen Adrenalinkick, als mich eine Bodenwelle aus dem Sattel gehoben hat und ich für kurze Zeit ziemlich weit über dem Lenker gebeugt war. Problem dabei war, daß ich zu dem Zeitpunkt nur eine Hand am Lenker hatte, weil ich in der anderen den Fotoapperat gehabt habe. Ich mahne mich selbst zur Konzetration, denn noch ist die Tour nicht zu Ende.
Unten im Tal angekommen, habe ich in Ringebu erst mal eine kleine Mittagspause in einem Café gemacht und habe mir zwei Teilchen und einen sehr, sehr schmackhaften Kakao gegönnt.
Ab Ringebu muß ich zunächst auf der E6 weiter fahren, die hier nicht wenig befahren ist. Es sind auch relativ viele LKWs unterwegs. Bei Fåvang hätte ich die Möglichkeit gehabt, die Flußseite zu wechseln und eine weniger befahrene Straße zu nehmen, aber dort scheint es rauf und runter zu gehen und dazu habe ich heute keine Lust mehr. Bei schönerem Wetter wäre ich vielleicht dort lang gefahren.
Und so geht es für 30km bis kurz vor Øyer auf der E6 für mich weiter. Die gegenüber liegende Talseite ist recht schön anzusehen, leider komme ich nur nicht allzu häufig dazu, da ich mich darauf konzentrieren muß, auf dem kleinen Seitenstreifen geradeaus zu fahren. Durch zwei Baustellen muß ich dann auch noch und ich habe mindestens zwei Verbotsschilder für Radfahrer irgendwie übersehen. Gestört hat das aber niemanden. Zumindest hat sich keiner in Form von Hupen, Winken o.ä. bemerkbar gemacht. Auch der vorbeifahrenden Polizei war das egal. Hier und da ist zwar mal ein Auto oder LKW relativ dicht an mir vorbei, aber brenzlig wurde es aus meiner Sicht nie.
Kurz vor Øyer gab es dann einen neuen Radweg und ab Øyer selbst gab es eine wenig befahrene Parallelstraße zur E6 bis nach Lillehammer. Ca. 8km vor Lillehammer fährt ein norwegischer Radfahrer an meine Seite und spricht mich an. Woher, wohin? Aus Deutschland. Und ab da ging es auf Deutsch weiter. Seine guten Deutschkenntnisse hat er in den Skiurlauben in den Alpen erworben. Im Smalltalk geht es dann bis nach Lillehammer und hindurch. Sein Weg ist bis kurz vor der Flußüberquerung der Gleiche und so komme ich gut geführt durch die Stadt.
Auf der anderen Seite gibt es wieder eine Parallelstraße zur E6, die ebenfalls die Flußseite gewechselt hat. In Vingrom nutze ich noch die Gelegenheit einzukaufen und komme kurz danach auf dem Campingplatz Stranda Camping an. Auf Zelten habe ich keine Lust und feilsche eine Hütte von 400 auf 300NOK runter. Internet gibt’s umsonst, eine warme Dusche für 10NOK.
Die Entscheidung auf der E6 zu fahren liegt wahrscheinlich darin begründet, daß ich innerlich mit Norwegen so langsam abgeschlossen habe. Landschaftlich erwarte ich jetzt nichts Neues mehr und je näher es Richtung Oslo geht, desto dichter wird die Besiedelung und der Verkehr auch werden. Und deshalb stelle ich mich schon mal darauf ein, morgen und übermorgen die Kilometer einfach abzuradeln. Irgendwie freue ich mich jetzt schon auf Deutschland. Vielleicht gibt es am Wochenende ein kurzes Wiedersehen mit Björg und Rolf in oder bei Hamburg. Würde mich freuen, wenn das klappt.
Ach ja, die Sonne habe ich noch nicht gefunden, aber morgen suche ich weiter.
Hallo Sabine,
das hört sich doch nach einem gelungen Tag für dich an. Freut mich, daß ihr in der Heimat auch ein wenig das Fahrrad fahren genießen könnt.
Die Fährenwettrennen waren zum Glück die Ausnahme und auf Dauer auch nicht machbar. Mein Gesamtschnit liegt aktuell bei 19km/h (siehe Nordkapp in Zahlen). Ich bin selbst erstaunt (und zufrieden), daß der so „hoch“ ist. Vor der Tour habe ich mit 17-18 kalkuliert. Eine Gesamt- und Einzelauswertung findest du unter „Nordkap in Zahlen“.
150km und 1100hm ist jetzt nicht gerade wenig. Jeden Tag könnte ich das auch nicht. Und ich glaube auch, daß du eine Mehrtagestour machen könntest. M.M.n. muß man sich den Tag und die Kräfte anders einteilen als bei einer Eintagestour. Ich mache z.B. jede Stunde 10-15 Minuten Pause und esse unglaublich viel. Das ist schon was anderes als hier und da mal einen Müsliriegel oder eine Banane in sich reinzustopfen.
Die Wetterprognose wird jetzt auch für mich langsam interessant, da ich ab Samstag wieder in Deutschland unterwegs sein werde. Umso mehr freut es mich, daß es schönes Wetter geben soll. Also nutz‘ die schönen Tage, wann immer es geht.
Danke und Gruß
Marco
Hey Marco,
seit heute weiß ich Deine Leistun noch viel mehr zu schätzen, als sowieso schon. Auch wenn Du das manchmal ein wenig herunter zu spielen versuchst.
Ich bin heute eine 150km Tour bis kurz vor Ahrweiler gefahren, mit lächerlichen 1.100hm und bin sowas von platt, als hätte ich am Ironwoman teilgenommen.
Du schreibst, Du trittst nicht so schnell in die Pedale, wie beim Rennrad. So ganz glauben kann ich das nicht, nach den ganzen Berichten zu den ‚Fährenwettrennen‘. Hast Du eine Auswertung, aus der die Durchschnittsgeschwindigkeit über die gesamten gefahrenen Kilometer erkennbar ist? Ich vermute die ‚2‘ steht auf jeden Fall als erste Ziffer. Um es kurz zu machen. Ich habe auf der lächerlichen Distanz, ohne Gepäck, wohlgemerkt, gerade mal eine 24er Schnitt (es kam mir auch nicht darauf an, da dies als Genußfahrt gedacht war). Lächerlich, wenn ich bedenke, Du wärest gerade mal 4 km/h langsamer. Und ich schäme mich fast, wie platt ich nach der Tour bin. Ich glaube für mich wäre das total ausgeschlossen, jeden Tag eine solche Strecke, wie Du sie täglich fährst, zurück zu legen. Ich bin froh, morgen nur zu Martin zu gehen, der bekanntermaßen die Beinmuskulatur ein wenig vernachlässigt (ja….. Glück gehabt). Also morgen Ruhetag für die Beine.
Also, ich habe verstanden, der Weg ist das Ziel, aber das Ziel ist nicht mehr weit, weiter so!
P.S.: Das mit der Sonne war schon mal ein guter Anfang, heute war es endlich mal sommerlich und das Wochenende ist gigantisch vorhergesagt!
Viele respektvolle Grüße,
Sabine