20160913 Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben

zunächst einmal Danke an alle, die meinen Blog lesen und Kommentare schreiben. Das hilft mir sehr, hier nicht so einfach aufzugeben, was ich später vielleicht bereuen würde. Für den Moment ist die Stimmung ganz gut. Die letzten beiden Tage haben Spaß gemacht. Morgen entscheidet sich ein wenig, wie es insgesamt weitergeht. Das hängt stark davon ab, wie ich die Anstiege hinter mich bringe.

Und nun zum Tag selbst:
11h geschlafen! Das war wohl nach der Busfahrt nötig und tat gut. Funktioniert aber auch irgendwie nur im Zelt so gut. Etwas später als geplant habe ich mich dann auf’s Rad geschwungen, um weiter den Rio Mantaro flußabwärts zu folgen. Wobei das mit dem Abwärts so eine Sache war. Auf den ca. 100km entlang des Flusses hatten sich nämlich knapp 1000hm durch viele kleine und einem längeren Anstieg versteckt.

imgp9616Wetter und Landschaft haben sich zu gestern nicht verändert.

imgp9617Ein kleiner Bach direkt aus dem Felsen hat mir heute meinen ersten Wassernachschub geliefert. So lange keine Weiden oder Gebäude oberhalb eines Bachlaufs sind, habe ich da wenig Bedenken. Ist bisher zumindest immer gut gegangen.

imgp9620Auch am Rio Mantaro wird die Kraft des Wasser für die Stromerzeugung genutzt.

imgp9621In Quichuas habe ich in einem kleinen Laden meine Essensvorräte das erste mal aufgefrischt. Die Ladenbesitzerin (re) war sehr freundlich und nach ein paar Minuten war ich mehr oder weniger in einem Gespräch mit diesen sechs Einheimischen vertieft. Wie immer ging es um’s woher und wohin, aus welchem Land ich komme, aber sie hatten auch Interesse an dem Fahrrad und dem Gps-Gerät. Das war neu. Sie waren wirklich alle nett und haben trotz sprachlicher Defizite meinerseits versucht, sich mit mir zu unterhalten. Hat irgendwie Spaß gemacht. Auch sonst wurde ich heute wieder viel gegrüßt.

imgp9623In den Hängen auf der anderen Flußseite immer wieder Furchen von Wasserläufen, die allerdings zu dieser Jahreszeit kein Wasser führten.

imgp9626Deswegen wurde der Fluß selbst von Km zu Km immer kleiner, bis fast nur noch ein kleiner Bach vorhanden war. Das Flußbett läßt aber erahnen, was für ein gewaltiger Fluß es in der Regenzeit sein muß.

imgp9628Und wie schon erwähnt ging es eben nicht immer direkt am Fluß entlang, sondern auch mal davon ein wenig weg, was direkt einen Anstieg bedeutet. Hier ein Blick auf den längsten (5km) Anstieg. Das war schon zur Mittagszeit. Mein Thermometer hat lange Zeit Temperaturen jenseits der 30°C angezeigt. War also eine schweißtreibende Angelegenheit.

imgp9630Um die Felder oder Häuser mit Wasser zu versorgen, haben die Menschen lange Wasserschläuche entlang der Straße verlegt. Teilweise über einige Km.

imgp9633Wo diese Serpentinenstraße wohl hinführt? Ich werde es jedenfalls nicht so schnell herausfinden.

imgp9634Aber es gab Menschen, die solche Straßen befahren, wie hier ein Motorradfahrer mit irgendwelchem Grünzeugs auf dem Rücksitz.

imgp9636Nicht zum ersten Mal verlassene Häuser. Die Gegend wirft nicht wirklich viel ab.

imgp9640Die Vegetation bestand hauptsächlich aus Sträuchern, trockenes Gras, einigen Kakteen

imgp9644und diese Pflanze.

imgp9646Die enge Straße hat sich den ganzen Tag in vielen kleinen Kurven am Hang entlang geschlängelt. Auch wenn nicht viel los war, kam es trotzdem mal zu einem kleinen „Stau“. Immerhin gab es immer wieder Ausweichbuchten. Selbstverständich wurde vor jeder unübersichtlichen Kurve immer schön brav gehupt.

imgp9650Eine der wirklich wenigen Blüten am heutigen Tag.

imgp9651Mein Freund der Esel war auf Nahrungssuche. Lief einfach so frei in der Gegend weit abseits eines Dorfes herum.

imgp96542-3 Mal wurde eine neue Brücke gebaut, die aber noch nicht befahrbar waren. Immerhin wird ein wenig in die Infrastruktur investiert. Die Straße war übrigens fast immer gut befahrbar.

imgp9656Eine leider viel zu seltene Begegnung: Zwei Australier, die eine 11 monatige Arbeitsauszeit genommen haben und noch bis Vancouver, Kanada radeln wollen. Leider waren sie in die andere Richtung unterwegs.

imgp9657Eine der letzten Gelegenheiten, Wasser nachzufüllen und auch die Mütze und die Armlinge nass zu machen. Danach kam eigentlich nichts mehr aus dem Hang an Wasser heraus. Bis auf den Fluß eine wirklich trockene Gegend hier.

imgp9658In Larcay hatten die Häuser silberne Wellblechdächer. Bisher auch noch nicht gesehen.

imgp9660Und hier mal ein wirklich nettes und gepflegtes Grundstück. Wäre es nicht so früh am Tag gewesen, ich hätte glatt gefragt, ob ich hier zelten dürfte.

imgp9663Seltsame Felsformationen

imgp9666Nach Mayocc, wo ich meine Essen- und Wasservorräte für eine weiter Nacht im Zelt aufgestockt habe, wurde die Straße dann zweispurig und hatte auch wieder einen Seitenstreifen. Was nicht bedeutet, dass eine kleine Ziegenherde einfach auf der Straße rumlaufen könnte.

imgp9672Für ein paar Km endete dann die Ausbaustraße aber und ich musste eine geschotterte Umgehungsstraße fahren. Ging aber dann auch vorbei und die Ausbaustraße kam zum Glück zurück.

imgp9673Ein Verkehrsübungsplatz mitten im Nirgendwo.

imgp9674immerhin mit einer schönen Hecke umgeben.

imgp9675Nicht der erste Original-Käfer, den ich hier in Südamerike sehe.

imgp9677Danach habe ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz umgeschaut. Ich hatte mir 2-3 Plätze genauer angeschaut, aber so richtig gut waren die alle nicht. Und so verging Km um Km, und es wurde später und später. Zum Glück hatte ich ordentlichen Rückenwind, der mich auf der gut asphaltierten und zunächst noch flachen Straße gut vorangetrieben hat. Kurz vor dem letzten Anstieg hätte ich eigentlich links ab auf eine Schotterstraße abbiegen sollen, habe mich aber für die asphaltierte Straße entschieden. Ich denke, das war die richtige Entscheidung. Die Straße ging zwar dann leicht bergauf, aber der Wind hat ordentlich geholfen. Die Beine haben auch erfreulich gut mitgemacht. Und so bin ich dann doch kurz nach Einbruch der Dunkelheit noch in dem Ort Huanta eingetrudelt und habe mir ein Hotelzimmer genommen.

Beim Hochtragen der Taschen ist allerdings eine Halterung für den Gepäckträger abgegangen. Eine Schraube hat sich irgendwie verabschiedet. Vermutlich durch das ganze Gerüttel losgegangen. Zum Glück habe ich für die Klicks der Schuhe ein paar Ersatzschrauben dabei, die genau in die Taschenhalterung passen. Wäre sonst echt blöd gewesen.

Mal schauen, wie ich heute schlafen kann. Schlaftablette habe ich auf jeden Fall mal eine genommen. Vielleicht hilft’s ja dieses Mal. Ist nämlich mal wieder ziemlich unruhig hier.

20160913

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