20131119 Reine Kopfsache?

Die Psychologie des Radfahrens. Für alle, die ich bisher so getroffen habe, war heute ein schöner Tag. Gewohnt früh ging’s raus, und nach einer rechts-links-Kombination 100km geradeaus. Der Verkehr war sehr überschaubar, die Straße, bis auf ganz wenige Ausnahmen in einem sehr guten Zustand, nicht zu heiß, flach und relativ windstill, auf keinen Fall Gegenwind. Hinzu kommt, daß wir drei Tage nicht auf dem Bock gesessen haben und die Beine mal so richtig ausgeruht waren. Mit diesen Voraussetzungen trafen die meisten dann doch schon vor 11 Uhr mit einem strahlendem Gesicht im Hotel ein und hatten einen schönen Tag. Kommentar von Anna Greta: „heute war der vielleicht erste Tag an dem so was wie ein Urlaubsgefühl aufgekommen ist.“

Ich hatte mich mit David dann kurz über den Tag unterhalten und wir kamen eben auf das Psychologie-Thema und waren uns eigentlich einig, daß dieser Tag eigentlich ziemlich unspektakulär gewesen ist. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu den vorherigen beiden Tagen kaum verändert: Weiterhin plattes Land und endlose Felder. Naja, nix geändert, stimmt nicht ganz. Der Anteil an Feldern hat deutlich zugenommen und wir sind nur durch einige wenige Siedlungen gefahren. Ansonsten waren kaum Hütten am Straßenrand. Aber alles in allem nix aufregendes.

Interessant ist, daß sich dieser Tag von den Gegebenheiten, bis auf die Distanz, kaum von dem letzten Fahrtag (15.11.2013) unterscheidet. Aber an dem Tag waren alle froh, am frühen Nachmittag im Hotel zu sein und fanden auch die Umgebung eher langweilig. Zugegebener Maßen hat der 14. mit seinen 168km sicherlich einen großen Einfluß auf den 15. gehabt. Aber die Umgebungen waren ziemlich identisch.

An dieser Stelle habe ich leider den Faden verloren und weiß grade nicht, was ich eigentlich sagen bzw. worauf ich hinaus will. Deswegen zunächst die Bilder des Tages. Vielleicht geht’s danach weiter mit dem Psycho-Gelaber.

Gestern war Vollmond und noch vor Sonnenaufgang saßen wir schon auf’m Rad.
IMGP4088_600x337Auch die Bevölkerung wurde so langsam wach.
IMGP4089_600x337Die meiste Zeit sah es vorne so,
IMGP4090_600x337rechts so
IMGP4092_600x337und links so aus.
IMGP4091_600x337Immer mal wieder wurde man aus seiner Trance durch 6-7 weiße Streifen gerissen, die eigentlich zur Verkehrberuhigung da sind, aber die meisten Autos und LKWs nicht wirklich daran hindern, einfach schnell drüber zu fahren.
IMGP4093_600x337Die ersten 20km bin ich mit Kendy gefahren, habe mich danach aber alleine aufgemacht, um mein eigenes Tempo zu fahren. Das hat auch eine Zeit lang funktioniert, bis ich Dave und Dennis eingeholt habe. Kurz danach haben uns Douglas und Jean überholt und Dennis hat sich an die beiden gehangen. Ich hatte etwas gezögert, aber mich dann doch dazu entschlossen da mitzufahren. Das Ranfahren hat schon einige Körner gekostet, aber als dann nach ein paar Minuten die 40km/h auf dem Gps-Gerät angezeigt wurden und auch nicht mehr verschwanden, hat mir meine Pumpe unmißverständlich klar gemacht, daß das nicht lange gut geht. Das war dann schon kurz vor’m Mittagessen, wo ich dann schon um kurz nach Acht angekommen bin.

Mit Douglas habe ich mich dann kurz über Trainingsmethoden unterhalten und er hat mir empfohlen, 3-5 Mal am Tag ein Intervalltraining einzulegen, wenn ich meine Leistung etwas steigern möchte. Intervall in dem Sinne, daß ich 5 Minuten an meine Grenzen gehe und danach 10 Minuten wieder den Puls runterfahre. Das ganze halt 3-5 Mal am Stück und nur einmal am Tag. Die nächsten paar Tage sollten dafür ganz gut geeignet sein.

Nach dem Essen bin ich mit Dennis meist zügig weitergefahren und wir haben bei km 80 eine weitere Pause eingelegt, bei der sich Dennis eine grüne Kokosnuss geholt hat. Geschmacklich nicht schlecht, aber auch nicht der Brüller. War aber recht viel drin.
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IMGP4107_600x337Diese Pause war auch dafür verantwortlich, daß Kendy dann doch vor mir im Hotel war.

Durch meine „Raserei“ bin ich nicht wirklich zum Fotografieren gekommen, aber hier noch ein paar Eindrücke vom Weg
IMGP4096_600x337Gut, daß sie darauf hinweisen.
IMGP4098_600x337Leider tot, aber ansonsten sehr hübsch
IMGP4102_600x337Nicht sehr hübsch und leider noch am leben
IMGP4103_600x337Leider verletzt. Bei genauerem Hinschauen wird man feststellen, daß Dennis, neben der typischen Radfahrerbräune an Beinen und Armen noch eine weitere Region seines Körpers der Sonne aussetzt. (@Dennis: ich weiß, daß du mitliest. Einfach lächeln).
IMGP4105_600x337Mit meinem neuen „Setup“ am Rad bin ich zunächst zufrieden. Die Tasche ist praktisch und scheint stabil zu sein. Klar, wenn’s holprig wird dann rüttelt’s den Inhalt natürlich gut durch, aber is ja nix zerbrechliches drin. Mit der Tasche kann ich auch mein neues Klamottenoutfit jetzt beibehalten. Seit dem letzten Fahrtag habe ich das Radtrikot gegen ein Hemd ausgetauscht, was eine deutlich bessere Belüftung im vorderen Bereich ermöglicht. Habe ich von Ralph und Charles abgeguckt. Nachteil daran ist, daß die praktischen Trikottaschen fehlen und ich Handy, Kamera und das Essen woanders verstauen mußte. Die Übergangslösung mit der Gürteltasche am Lenker war eher suboptimal. Aber mit der Lenkertasche ist auch dieses Problem gelöst.
IMGP4101_600x337Sowohl die Lenkertasche als auch das Hemd sind so Dinge, die ich mir bei den „alten Hasen“ abgeschaut habe. Insofern kann ich hier doch so das eine oder andere lernen. Von Diane habe ich z.B. einen Trick gelernt, um nasse Klamotten schneller trocken zu bekommen. Da wir ja täglich unsere Handwäsche machen und die Klamotten möglichst am nächsten Morgen trocken sein sollten, einfach folgendes machen: die nassen Sachen in ein Handtuck wickeln und dann das Handtuch verdrehen. Alternativ drauf rumtrampeln. Aber mit dem Verdrehen funktioniert sehr gut.
Ebenfalls sehr gut finde ich den Kniff mit der nassen Socke. Dieser Kniff kommt von den Afrika-Veteranen und funktioniert wie folgt:
Man nehme eine dicke Baumwollsocke, steckt die Trinkfasche da rein und durchnässt die Socke anschließend. Dadurch bleibt das Trinkwasser nahezu den ganzen Tag über kühl bzw. erhitzt sich nicht ganz so stark.

Zum eigentlichen Thema zurück:
Ich denke, wenn wir den ganzen Tag über Gegenwind oder Regen gehabt hätten, dann wäre die allgemeine Stimmung nicht so gut gewesen. Am 14. waren die ersten 60km nicht so doll zu fahren, was Catriona zur zwischenzeitlichen Aufgabe bewegt hat, weil sie einfach keinen Spaß hatte. Ich fand das hingegen den interessantesten Teil des Tages.

Um einen schönen Radtag zu haben bedarf es also einer ganzen Menge. Das körperliche Befinden muß stimmen, der Untergrund spielt eine entscheidende, wenn auch subjektive, Rolle, das Wetter natürlich und die Umgebung. Alles zusammen genommen ist es ist es gar nicht so einfach einen perfekten Fahrradtag zu erwischen.

20131119

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