Modeschau, Musik und Menschen
Heute morgen beim Frühstück habe ich mir die geplante Route angeschaut und festgestellt, daß die Campingplätze ungünstig liegen. Deswegen habe ich die Route ab Delsbo etwas geändert und fahr von dort aus Richtung Norden anstatt Nord-Ost Richtung Sundsvall. So kann ich auch ca. 30km sparen. Das Ziel soll heute also Stöde sein. Immerhin 137km, aber ich bin zuversichtlich.
Die Temperaturen haben wieder abgenommen, der Wind kommt böig aus Osten und es ist leicht bewölkt. Es sieht aber nicht nach Regen aus. Ich starte mit den Armlingen.
Die ersten 30km verlaufen gut, dann ein Anstieg durchzogen von Baustellen (=Schotter) und Richtungswechsel auf Delsbo nach Nordost. Es geht bergab und ich muß treten.
Durch das etwas triste Wetter treibt mich die Musik weiter voran. Das Lied „Neues Glück“ von In Extremo find ich textlich passend (zum Text) und der Refrain von „Never“ (The Bones, zum Text) soll mir auf dieser Tour immer gut im Bewußtsein bleiben. Dem gesamten Lied widme ich vielleicht nach meiner Tour meine Aufmerksamkeit.
Unterwegs kommen dann doch die ersten Regentropfen von oben und ich ziehe meine Regenkleidung an, d.h. Stulpen, Hose und Regenponcho.
In Delsbo mache ich kurz halt an der Touristeninformation um ein Paket von meinen Eltern entgegenzunehmen. Der Mann hatte das Paket dort für ein paar Tage aufbewahrt. Ich bedanke mich mit einer Packung Kekse und fahre weiter. Es hat aufgehört zu regnen, also Regenklamotten wieder aus.
Richtungswechsel nach Norden, der Gegenwind läßt nach. 10km später wieder leichter Regen, der aber für eine Stunde anhält. Regenklamotten an.
Bei Kilometer 72 fängt eine längere Steigung von 4km und 5% an. Es läuft „November Rain“ von Gun’n’Roses. Wie passend.
Der Regen hört unterwegs auf und unter dem Poncho wird es warm. Regenklamotten wieder aus. Oben angekommen entscheide ich mich für die Regenjacke (die aber nicht mehr wirklich dicht ist), um den Fahrtwind bei der kommenden Abfahrt etwas entgegenzuwirken. Und dann passiert es: Der MP3-Player piepst noch 3 mal vor sich hin und ist dann alle. Gut, daß ich ein akkubetriebenes Ladegerät dabei habe.
In Hassela mache ich an einem Café kurz halt und esse ein Stück Kuchen und trinke einen Tee. Durch das ganze an-und-aus ist es mittlerweile auch schon halb vier und ich zweifle daran, mein Tageszeil zu erreichen. Ich frage die Wirtin nach dem Weg: Es geht bergauf und der Asphalt endet irgendwann. Sie merkt aber an, daß unterwegs sehr schöne Seen seien und ich freunde mich mit dem Gedanken an, mal nicht an einem Campingplatz zu übernachten. Ich kaufe noch das nötigste ein und schaue mal wie weit ich komme. Mit Musik geht’s weiter.
Auf den ersten Kilometern gibt es noch Asphalt, der aber für ca. 30km durch eine festgefahrene Lehmstraße mit Steinen abgelöst wird.
Auf dem GPS-Gerät habe ich mir schon einen See zum Übernachten ausgesucht, muß dann aber festellen, daß dort eine Siedlung namens Västans ist. Durch den Aufstieg ist es mittlerweile nach fünf und ich frage eine LKW-Fahrer, ob er englisch spricht. Er verneint, zeigt aber auf ein Haus und meint „englisch“. Ich gehe zum dem Haus, nutze den Türklopfer. Klingel gibt es keine. Eine Frau öffnet mir und ich frage sie nach Unterkünften im Ort. Es gibt keine. Vielleicht erreiche ich mein Ziel doch noch und frage nach dem weiteren Weg. Es geht wohl nicht hoch und runter sondern mehr kurvig, kleine Steine und Schlaglöcher. Ich bedanke mich, sie wünschen mir (ihr Mann kam irgendwann dazu) gute Fahrt und ich bin guter Dinge, daß ich Stöde doch noch erreiche. Noch sind die Beine nicht müde.
Es folgt eine 2 Meilen (eine schwedische Meile=10km) lange Abfahrt mit ca. 2 Millionen Schlaglöchern. Langweilig wird’s also nicht. Durch die Abfahrt wird es immer kühler und ich ziehe noch die Beinlinge und die langfingrigen Handschuhe an. Damit habe ich heute fast meine gesamten Fahrradklamotten angehabt.
In Vigge fragt mich eine Frau im vorbei fahren „woher und wohin“, ich halte kurz an, kurzes Schwätzchen, „ob das Fahrrad gut sei?“, „ja, das Fahrrad ist gut“ (Dank an Oli).
In Stöde ist der Campingplatz schnell ausgemacht, die Frau an der Rezeption fragt, ob ich eine Hütte nehmen möchte. Ich verneine zunächst, nehme dann aber doch eine. Es ist mitlerweile 19 Uhr, es ist frisch und Regen ist auch nicht auszuschließen. Außerdem habe ich Lust zu schreiben und kann mir so die Zeit des Zeltaufbauens sparen. Und morgen wird erst mal ausgeschlafen.
Gute Nacht.
So, der letzte Kommentar vom Gate vorm Abflug 😉
Spannender Tagesbericht, erlebt man richtig mit.
In ein Haus, ja luxuriös, der Herr.aber ganz gut wenn die Sachen nass sind.
Um dieAkkus aufzuladen musst du ja eh ab und an malan denStrom?
Ps: wildnisleben erleichtert um 5, Auserdem keineWache 😉
Viel gutes Wetter weiterhin!
Viele Grüße
Steffen