Gáobié China, Xin chào Vietnam
Ein letztes Mal sammeln in China
und dann ging’s geschlossen mit den Rädern zur Grenze. Gepäck wurde zum Glück noch mal vom Bus dahin transportiert.
Die Grenze selbst hat erst um 8 Uhr geöffnet und so warteten wir, wie zahlreiche Chinesen und Vietnamesen, auf die Öffnung der Grenze.
Die Ausreise aus China erwies sich als einfach. Ich nehme mal vorweg, daß es insgesamt keine Visa-Probleme bei der Aus- und Einreise gegeben hat. Mir ist zumindest bislang nix bekannt. Über diese Brücke ging es dann für uns nach Vietnam.
Vor der vietnamesischen Passkontrolle gab’s noch einen kleinen Disput mit den Einheimischen, weil diese sich permanent vorgedrängelt haben, was bei dem einen oder anderen zu heftigen Artikulieren und Gestikulieren geführt hat. Naja, Schlägerei gab’s aber keine und wenn, dann hätten wir durchweg Größenvorteile gehabt 🙂
Auf der anderen Seite der Grenze war dann die Hölle los. Im Viertelsekundentakt fuhren Moped-Taxi ein, haben Passagiere aufgenommen und sind wieder abgefahren. Das ganze natürlich unter permanenten Hupen. Fängt ja gut an.
Neues Land, neues Begleitpersonal und neue Fahrzeuge. Mal schauen, wie das so funktioniert. Auf jeden Fall steht weniger Platz für nicht fahrfähige Teilnehmer zur Verfügung.Nachdem wir aber den Grenzplatz verlassen hatten, wurde es aber schnell ruhig und auf der Straße war nicht so viel los. Der erste Eindruck nach ein paar Km von Vietnam war ganz erfreulich. Es war kaum Müll zu sehen, weder entlang der Straße
noch in den Flüssen,
in denen wohl auch geangelt werden kann,
die Häuser sind in einem besseren Zustand und auch farbig, etwas was mir in China nie aufgefallen ist, (yeah! mein 2000. Foto)
die Menschen scheinen viel offener zu sein, denn viele haben von sich aus gewunken und „hello“ gerufen,
Jacqueline wurde sogar einer der Maiskolben geschenkt,
und es gab kaum Baustellen auf den ersten 130km in Vietnam. Auch die Straße ist gut geteert und in einem guten Zustand.
Interessanterweise hat sich die Vegetation seit der menschlichen Grenze auch geändert. Die eher tropisch aussehenden Bäume aus China sind kleineren Laubbäumen gewichen,
und zwischen den wenigen, meist kleineren Ortschaften konnte man endlos weite Wälder und Hügel sehen.
Der Weg führte uns mal mehr
mal weniger nah an der Küste entlang. Irgendwie hatte es sich schon früh ergeben, daß ich mit Patrick, David und etwas später dem schottischen Michael unterwegs war und die, für meine Verhältnisse, mächtig Tempo gemacht haben (Schnitt von ~30km/h). Insbesondere Michael, der nur einen Gang kennt und der ist ganz rechts. Im Hinblick auf die morgigen 45km und dem folgenden Ruhetag bin ich, allerdings meistens im Windschatten, mitgefahren.
Irgendwann haben wir Robin, hier zufällig mit seiner Kamera beschäftigt, eingeholt, der sich unserer kleinen Gruppe angeschlossen hat.
Beim Lunch hatte er allerdings eine nicht ganz so schöne Geschichte zu erzählen.
Ihm wurde kurz nach der Grenze seine Kamera von einem vorbeifahrendem Mopedfahrer aus seiner Trikottasche gestohlen. Er hatte zwar noch gemerkt, das ihn jemand berührt hat, aber da war es wohl schon zu spät und der Mopedfahrer hat sich davon gemacht. Hinter ihm haben aber zwei jüngere Mopedfahrer das ganze mitbekommen und sind dem Dieb hinter und haben Robin kurze Zeit später die Kamera wiedergegeben. So ist die Geschichte für Robin noch mal gut gegangen und für uns alle eine Warnung.
Nach dem Lunch bin ich mit Super-Dave die restliche Strecke gefahren. Etwas langsamer aber immer noch recht flott. Und dadurch, daß wir erst so spät auf die Räder konnten, war’s richtig warm, sprich 30°C und mehr und wir haben ordentlich geschwitzt.
Hier noch ein paar Eindrücke von unterwegs
Zu unserer ersten vietnamesichen Unterkunft:
Sharita hatte es schon angekündigt: unsere Unterkünfte werden in den nächsten Tagen nicht mit dem Standard mithalten können, den wir in China hatten. Unsere erste Unterkunft „Tuyen Than“ in Cua Ong bestätigt diese Aussage zumindest, wobei das Hotel schlicht aber nicht schlecht ist. Das Zimmer ist hinreichend groß, die Betten einigermaßen weich,
lustige Mülleimer gibt’s auch
und das Bad ist so naja. Ein Wasserschlauch ist undicht und der Boden deswegen immer leicht unter Wasser und unser Waschbecken hängt noch so eben an der Wand. Bei anderen ist letzteres allerdings schon beim Zudrehen des Wasserhahns abgefallen. Von daher will ich mich mal (noch) nicht beschweren.
Was gibt’s sonst noch. Mit fremdländischen Städtenamen haben sie’s nicht so
und das Essen war ganz gut. Nicht auf dem Bild sind die Nudeln, die noch serviert wurden. Etwas, was ich in China vermißt habe. Es gab zwar auch Reis, aber davon habe ich erst mal genug. Hoffentlich bleibt es so.
Leider sind wir auch auf zwei Hotels verteilt untergebracht. Aber ein Hotel für 60 Personen muß man auch erst mal finden. Ich denke, das werden wir noch häufiger haben.
Die üblichen Verdächtigen sind heute direkt nach Ha Long Bay durchgefahren und werden dort eine dreitägige Schiffsreise machen.
Das vietnamesische Team hat sich ebenfalls vorgestellt und dabei einen sehr guten Eindruck gemacht. Timmy, unser Hauptansprechpartner hat eine sehr gute Einführung gegeben, die Fahrer mit Namen vorgestellt, uns das vietnamische Geld erklärt und uns darauf hingewiesen, daß einige Scheine sehr ähnlich aussehen, aber einen Faktor von 1000 oder mehr haben. Also aufpassen beim Wechselgeld! Die Währung ist übrigens Dong und hat einen Euro-Kurs von ungefährt 1 zu 29.000 oder so. Mit ca. 35€ ist man hier also schon Millionär. Aber die letzten drei Nullen werden hier wohl geflissentlich ignoriert. Wenn man also 5 bezahlen muß, dann sind das 5000.
Ach ja, Vietnam hat eine andere Zeitzone, das heißt, im Moment bin ich nur 5h voraus, was sich aber mit der Umstellung auf die Winterzeit bald wieder ändern wird. Ganz schön verwirrend. Das wir jetzt eine Stunde gewonnen haben, heißt aber nicht, das wir eine Stunde länger schlafen können. Morgen früh gibt’s um 5:30 Frühstück. Dann haben wir 45km zu fahren und sind wahrscheinlich spätestens um 8h am Hotel. Warum wir das so machen (müssen), weiß keiner so recht. Zumal nicht garantiert ist, daß wir dann unsere Zimmer beziehen können.
Die Schrift ist auch wieder vertrauter, d.h. lateinische Buchstaben mit allerlei Verziehrungen. Verstehen tue ich trotzdem nix. Aber „Xin chào“ bedeutet Hallo, Guten Morgen, Guten Tag und Guten Abend. Ist also immer richtig.
Und während ich diese Zeilen schreibe, geht draußen mittlerweile zum zweiten Mal eine Signalglocke an. Mal schauen was da los ist.
…
Vor unserem Hotel führt eine Eisenbahnstrecke, wenn mich nicht alles täuscht Schmalspur, vorbei und der ebenfalls vor unserem Hotel befindliche Bahnübergang macht geräuschvoll klar, daß ein Zug kommt. Hoffentlich nicht die ganze Nacht.
Und so sieht ein Tisch aus, nachdem 50 westliche Radfahrer nach 130km in einem Hotel eingetroffen sind.
Über Geschmack läßt sich nun mal nicht streiten
und unsere Räder sind zum ersten Mal im Speisesaal untergebracht
Dafür das wir erst so spät losgefahren sind und eine relative lange Strecke gehabt haben, ist doch einiges zusammen gekommen. Hätte ich gar nicht gedacht. Bin gefühlt die meiste Zeit mit Musik dem Hinterrad vom Vordermann gefolgt.
Jetzt ist es 20:00 und ich werde mich zu Bett begeben. Gute Nacht und bis Morgen. Hoffentlich wieder mit Internet.
Resumee vom ersten Vietnam-Tag
Vietnam 1 – China 0 (mit ner gelben Karte für Vietnam wegen dem Diebstahl)