und mein erstes Mal
Am Morgen gab’s erst mal ein Rider’s Meeting mit den letzten Richtungsangaben für China.
Die ersten 40-50km dümpelten so vor sich hin. Es gab nix mehr Neues zu entdecken, es war flach, hier mal ne Baustelle, da Reisfelder, die üblichen Verkehrsteilnehmer,
gutes Wetter,
Musik, rollte einfach so dahin und war insgesamt nicht schlecht.
An einer Flußmündung in’s Meer konnte wir mehrere dieser Schiffe sehen,
die Sand aus dem Flußbett befördert haben. Aber das war eigentlich schon das Highlight.
Bei Km 52,1 sollten wir eine kleine Tankstelle auf der rechten Seite passieren und 100m später links auf eine kleine Landstraße abbiegen. Und irgendwie haben es Kendy, Nelsen und ich geschafft, die Linksabbiegung zu verpassen. Kurz vor uns fuhr Super-Dave, der das ebenfalls geschafft hat und hinter uns kamen noch Nola und Paul. Keiner von uns hat eine Flagge gesehen und so sind wir einfach mal weiter gefahren. Bei Km 59 sollte ja der Lunch-Stop kommen. Hinzu kam, daß die Straße und die Landschaft super war. Kaum Verkehr, Rückenwind, leichtes auf und ab, Sonne, ausgeruhte Beine, es lief einfach. Bei Km 64 hatten wir so langsam die Gewissheit, daß wir uns von der eigentlichen Route verabschiedet hatten. Aber Dave und ich waren uns auch ziemlich sicher, daß die Straße nicht so verkehrt sein konnte. Die Richtung stimmte, die geplante Route sollte irgendwann wieder links auf eine größere Straße gehen. Außerdem war diese Etappe ursprünglich mit 100km ausgeschrieben und auf 104km verlängert worden. In der Annahme, daß wir also eine 4km Abkürzung „gefunden“ haben sind wir einfach weiter. Es hatte auch keiner Lust, die mittlerweile 13km zurückzufahren. Also haben wir unseren eigenen Lunch-Stop
bei diesen netten Menschen gemacht, die uns auch bestätigt haben, das es hier noch Dongxing geht. Also kein Grund zur Sorge.
Gelegenheit zum Austreten gab‘ auch
und noch ein paar Erinnerungsfotos
Die Straße war weiterhin so ruhig wie kaum eine andere,
die Landschaft immer noch toll,
und in einem weiteren kleine Ort gab’s ne Weggabelung. Aber auch hier konnten uns die Einheimischen den Weg weisen. Glücklicherweise kann Nola etwas chinesich sprechen. Und weiter ging’s auf einer eigentlich gar nicht mehr befahrenen Straße Richtung Süd-Westen.
Kurz nachdem Nola sowas sagte wie „Diese Straße könnte endlos so weitergehen“, kamen wir an diese Stelle, die erklärt, warum wir die einzigen auf der Straße waren.Naja, man hätte wohl über die Betonplatten rüber laufen und klettern können, aber links ging ein kleiner Pfad ab und kurz hinter der „Brücke“ schien wieder ein Pfad heraus zu kommen.
Also links runter. Auf den gesehen Pfad sind wir zwar nicht gelandet, aber nach ein paar hundert Metern über einen kleinen Trampelweg und einer Brücke
sind wir da rausgekommen, wo auf dem Bild gaaaanz hinten ein blaues Fahrzeug zu erkennen ist. Unser Glück blieb uns erhalten. Die Umgehungsstraße für die Brücke war nur für die entgegengesetzen Rüchtung und so ging es nahezu Auto- und LKW-frei zu dem großen Kreisverkehr, der bei Km 101,2 ausgeschrieben war.
Fische und Flaggen waren auch da, also alles richtig. Rechts abgebogen und 2km später standen wir vorm Hotel, wo uns Sharita mit Schimpfefinger erwartet hat und gefragt hat, wo wir denn abgeblieben sind. Beim Lunch-Stop fehlten 6 Personen und der Sweep, quasi der Besenwagen zu Rad, der die letzten Radfahrer begleitet, war auch schon eingetroffen und so hat sich der Verpflegungsbus auf die Suche nach uns begeben. Nächstes mal senden wir eine SMS oder rufen sie an. Ein sehr schöner Abschluß in China und mein erstes Mal, daß ich „verloren“, im englischen „lost“, gegangen bin. Am Ende war die Abkürzung 3km länger als die Originalroute, aber das war’s wert.
Noch ein paar Geschichten abseits des Weges:
Bei den weiblichen Fahrradfahrerinnen gab’s so nach zwei Wochen erste Rotationen, was die festen Zimmerbelegungen angeht. Zickenkrieg wäre übertrieben, aber so sind ’se nun mal die Frauen.
Vor ein paar Tagen ist Sally mehr oder weniger spurlos verschwunden. Den Grund dafür will uns vom Orga-Team keiner nennen, aber irgendwann konnten wir mal eine heftige Diskussion zwischen Sally und Ton Ton miterleben, was wahrscheinlich der Grund für ihre frühzeitige Abreise war. Schade eigentlich. Sie war nett und hilfsbereit.
Ebenfalls ein Thema in den letzten Tagen war die Trinkgeldfrage für die chinesischen Helfer. Ob und wie und wieviel. Habe gerade Catriona getroffen. Sie machen einen Umschlag für jeden Mitarbeiter. Da tue ich dann was rein und gut ist.
Von Links nach rechts: Zabi (Übersetzer),Zen (Fahrer),Ton Ton (Übersetzerin und Mittagessen), Lee und Moon (beide Busfahrer) In den letzten Tagen hat’s 6 Personen mit ner Magenverstimmung erwischt. Evtl. kursiert ein Magen-Darm-Virus unter uns. Mal abwarten, wen’s sonst noch so erwischt.
Michael wird wahrscheinlich seinen Blog aus den letzten Tagen morgen veröffentlichen.
Naja, morgen früh geht’s zu Fuß oder mit dem Rad und dem gesamten Gepäck zur Grenze und dann nach Vietnam. Außerdem stehen 145km an. Könnten also ein langer Tag werden. Evtl. komme ich nicht zum schreiben. Aber meistens kommt es anders als man denkt.
Hallo zusammen,
Marco hat z. Zt. kein Internet in Vietnam. Daher ist es ihm nicht immer möglich, seine Reiseberichte täglich zu schreiben. Aber vielleicht klappt es ja doch hier und da.
Hey Marco,
na ja, Deine zusammenfassenden Gedanken vom Ruhetag spiegeln auch das wider, was ich vermutet habe, wie Du über die Reise denkst, und insgesamt überwiegen wohl doch leider immer noch die eher neutralen bis negativen Eindrücke, oder irre ich? Also von daher hoffe ich auch: Neues Land, neues Glück. Allerdings verstehe ich jetzt auch, warum die Streckenführung wohl noch Potenzial nach oben hat, wenn diese Strecke das erste Jahr gefahren wird.
Also ich habe tatsächlich gestern den tollen Tag genutzt und habe meine diesjährig letzte Tour ins Bergische gemacht. Übrigens letztes Jahr exakt zur gleichen Zeit. Ich bin wieder mal eine meiner Lieblingsstrecken gefahren, nämlich die, die wir letztes Jahr gemeinsam nach Nümbrecht gefahren sind. Immer, immer wieder ein Highlight diese Strecke. Allerdings liegt schon ne Menge Laub und die Straßen waren pitschnaß. Egal, angepaßte Fahrweise macht auch das fahrbar. Den Rückweg von Nümbrecht habe ich gegenüber letztem Jahr optimiert und war somit fast autofrei yiepieh! Allerdings stand ich an der Agger am Aggerschlößchen vor Brückenbauarbeiten und die Umleitung war für Radler nicht erlaubt. Also mußte ich einen Umweg über Schotter nehmen. Egal ist ja gut gegangen. In Zündorf habe ich dann nicht über den Rhein gekonnt, weil die Fähre in der Woche nicht mehr fährt. Also mußte ich ‚Orientierungshonk‘ irgendwie über Rodenkirchen nach Hause finden (Milli ist keine Option!!!!). Es war wieder mal eine Traumtour und ein würdiger Abschluß des Rennradjahres im Bergischen. Morgen, wenn das Wetter hält, was es verspricht, geht’s noch mal in die Eifel, aber mit dem Crosser. Und ich muß wohl sagen, die Landschaft ist momentan wunderschön, Indian Summer eben.
So, nun hoffe ich auf viele spannende Eindrücke aus Vietnam.
Liebe Grüße,
Sabine
Hallo Marco,
schon seit 3 Wochen verfolge ich deinen Blog und bin total begeistert von deinen Bildern und Schilderungen. Heute war das „Verfahren“ ja wohl eine schöne Überraschung und das im wahrsten Sinne des Wortes. Endlich einmal kein Staub und keine hupenden Autofahrer, nach dem Ruhetag also nich einmal eine kleine Entspannung auf dem Rad. Ich finde das habt ihr euch redlich erarbeitet und vielleicht war es ja ein Signal für weitere schöne Etappen. Bleib weiterhin gut gelaunt und schreibe, wenn du nicht zu erschöpft bist, weiterhin so schöne Berichte.
Ganz liebe Grüße
Helma und Peter