Früh morgens stand ich erst mal vorm verschlossenen Tor vom Camping Platz. Zum Glück kam kurz darauf eine Frau und hat mich raus gelassen.
Die ersten km waren so lala. Berufsverkehr und die Straßen in den Ortschaften eher mäßig gut. Und das ist freundlich ausgedrückt. In den Pyrenäen waren fast alle Straßen gut.
Irgend wann bin ich dann ins ländliche gekommen. Eigentlich etwas zu weit südlich. Bin deswegen noch mal auf der offiziellen Route gelandet. Die war dann trotz oft gerade wegen der moderaten Anstiege richtig schön, gefolgt von einigen flachen km in einem Tal.
An einem Ortseingang habe ich angehalten, um mich neu zu orientieren. Kurz darauf hält ein Auto neben mir und eine Frau fragt mich, ob ich am tpr teilnehme. Eigentlich ja, aber halt nicht mehr offiziell. Sie fragt ob alles ok ist oder ob ich irgendwas brauche. Ich lehne dankend ab, fand das aber super nett.
Mit Hilfe vom Garmin und Google Maps hangel ich mich so von Ort zu Ort Richtung Westen. Insgesamt bin ich mit der Route heute zufrieden. Bin auf der zweiten Hälfte auf kleinere Landstraßen ausgewichen mit wenig Verkehr.
Und so ging es km für km gemächlich weiter. Insgesamt geht’s mir eigentlich ganz gut. Hintern soweit ok. Knie geht auch, solange es nicht zu steil wird, was heute aber nicht der Fall war.
So um 1900 hat mich Google dann auf ein kurzes unwegsames Stück und dann an einem Bauernhof vorbei geführt. Da habe ich mir leider einen Nagel in das Hinterrad gefahren. Hat zwar noch ein bisschen gehalten, aber irgendwann musste ich dann doch was machen. Die Mär von tubeless geht weiter. Tuts einfach nicht.
Nach über einer Stunde machen und tun konnte ich weiterfahren. Mit Schlauch. Mittlerweile war es dunkel geworden. Michaela hatte schon mal geschaut, wo Hotels zu finden sind, gestaltet sich hier in der Gegend aber schwierig.
In Saint Gerant schwierig. Passanten haben mich zur auberge d‘antant geschickt. Dort angekommen wurde mir leider mitgeteilt, das schon alles belegt sei. Der Kerl so groß wie ich, aber doppelt so breit und doppelt so tief wie ich. Über und über tätowiert, Vollbart und Irokesenschnitt. Der Traum jeder Schwiegermutter. Aber er hat Gott und die Welt angerufen, um für mich eine Unterkunft zu finden. Nach einigen Telefonaten war er dann erfolgreich. Ich solle hier warten, in 10 Minuten würde mich jemand mit dem Auto abholen.
Er hat mir dann noch was zu trinken angeboten. Ablehnen kam für ihn nicht in Frage. Ein Tisch wurde mir auch noch angeboten samt Brot, Schinken und Käse. Unfassbar freundlich. Bezahlung war nicht erwünscht, konnte aber 10€ für einen guten Zweck spendieren.
In der Zwischenzeit war auch der Camping Besitzer eingetroffen, der mein Rad schon ins Auto geladen hat. Dieser hat sich als Marco vorgestellt, was schon ein großer Zufall ist. Noch kurioser wurde es, als wir festgestellt haben, das wir beide aus Deutschland kommen, bzw bei ihm seine Mutter aus Stuttgart und seine Tochter lebt in Paderborn. Wie wahrscheinlich ist diese Konstellation?
Etwas in die Realität hat mich allerdings die Geschichte geholt, das Marco seit ein paar Monaten einige ukrainische Flüchtlinge bei sich auf dem Campingplatz angestellt hat. Da er auch Zimmer vermietet, habe ich mich zu selbigen entschlossen.
Und jetzt muss ich mal schlafen. Sind noch ca. 300km bis saint Jean de luz.