Manchmal haben hohe Erwartungen an eine unbekannte Sache den Nachteil, dass man enttäuscht wird. Zum Glück traf das nicht auf meine Erwartungen an Casa Lena zu. Nach einer geruhsamen Nacht hatte ich morgens gemütlich ausgeschlafen, gefrühstückt, ein bisschen gelesen und die Kette vom Rad gesäubert, was aber durch die seit Tagen asphaltierte Straße allerdings fast nicht notwendig war. Habe dann meine Wäsche noch mals zum waschen abgegeben und hatte dann gegen 11 mit Gilder per Auto einen Ausflug zum Rio Apurimac, angeblich, tiefsten Canyon der Welt gemacht. Oben vom Aussichtspunkt San Cristóbal und Capitán Rumi bis hinunter zum Rio Apurimac waren es über 1000hm Unterschied. (Genauere Zahlen müssten man mal recherchieren, habe aber grade kein Internet zur Verfügung und Gilder wusste es nicht genau). Auf der Fahrt und den kurzen Wanderungen hatte mir Gilder viel über das Projekt Casa Lena, die Stadt Curahuasi und den Canyon erzählt. Nach dem fast drei stündigem Ausflug hatten wir dann Mittags noch was gemeinsam gegessen.
Casa Lena hatten er und Stefani vor zwei Jahren am Rande von Curahuasi begonnen, um für Kinder mit schwierigen Umfeld (Eltern arbeitslos und als besten Freund den Alkohol) oder Behinderungen nach der Schule von 12-16 Uhr eine sichere und lehrhafte Umgebung zur Verfügung zu stellen. Um die täglich 20-30 Kinder zu versorgen, unterrichten und sonst zu betreuen, leben auf Casa Lena mal mehr, mal weniger Volontäre, die freiwillig hier helfen und für die Unterkunft sogar noch Geld bezahlen. Die Einnahmen kommen wohl hauptsächlich aus Patenschaften für die Kinder, manchmal Spenden und von den sonstigen Einnahmen der Casa Lena.
Die Stadt Curahuasi war in den letzten Jahren wohl um einiges gewachsen. Beherbergt eine deutsche Schule und ein von Deutschen geführtes Krankenhaus, dessen Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenzen, angeblich bis nach Lima hin, reicht.
Ein Problem hatte die Stadt aber und das war die Wasserversorung. In der Trockenzeit kam nicht genügend Wasser aus den Bergen, was dazu führte, dass die Wasserversorgung auf eine Stunde pro Tag reduziert wurde. Es gab wohl Pläne, eine neue Wasserleitung aus einem nahegelegenen Berg zu bauen, aber die Politiker kamen irgendwie nicht aus dem Quark. Deshalb hatte Gilder am Morgen keine 2km weiter im nächsten Ort, der viellicht 50m tiefer lag, Wasser in großen Tanks (1200L) geholt.
Insgesamt ein kurzweiliger Ausflug. Danach hatte ich Urlaub gemacht und mich einfach auf die überdachte und einigermaßen windgeschützte Terasse gesetzt und gelesen. Abends ein paar Nudeln (zer)kocht, noch ein paar Augenblicke den fantastischen Sternenhimmel beobachtet und mich dann wieder in mein Zelt verkrochen. Bei klarer Nacht ist der Himmel hier in den Anden einfach fantastisch. Da so gut wie kein Licht von irgendeiner Stadt die Nacht erhellt, kann man Millionen von Sternen sehen. Leider war meine Kamera nicht gut genug, um diesen Sternenhimmel zu erfassen.