20110804 Tag 32

Willkommen auf den Vesterålen

Der Wecker um Viertel vor drei hat mich ziemlich derbe aus dem Schlaf gerissen. Aber ich hab’s ja nicht anders gewollt. Schnell die Sachen gepackt und die 7km bis zum Kai abgestrampelt. Es ist ja Nachts immer noch relativ hell. Von anderen wartenden Reisenden erfahre ich, daß das Schiff etwa eine dreiviertel Stunde später abfährt, als der Fahrplan angegeben hat. Da hätte ich ja auch noch schlafen können.

Morgens in Finnsnes

Die Midnatsol läuft ein

Das Einchecken auf der Midnatsol (Mitternachtssonne) verläuft ohne Probleme. Aus der Idee, auf dem Schiff in die Sauna zu gehen,  wird leider nichts, da die Sauna Nachts geschlossen ist. Also versuchen zu schlafen. Auf Deck 8 soll man etwas Ruhe finden können. Nach eine Stunde bin ich immer noch nicht eingeschlafen und entscheide mich dazu, den gestrigen Tag nieder zu schreiben. 2 Stunden und 2 heißen Kakaos später bin ich fertig und das Schiff fährt langsam in den Hafen von Harstad ein.

Nachdem ich in Harstad eingekauft und die Stadt verlassen habe, fällt mir auf, daß es hier etwas anders aussieht als bisher. An den Ufern der Fjorde gibt es grüne Wiesen. Das war bislang nicht so.

grüne Wiesen am Ufer

Das Wetter ist heute besser als gestern. Es ist zwar immer noch bedeckt, aber es regnet nicht und ich habe leichten Rückenwind. Auf dem Gps-Gerät fällt mir dann irgendwann auf, daß mal wieder eine Fähre ansteht. 5km vorher bilde ich mir ein, ein Schiff am anderen Ufer abfahren zu sehen. Einen Kilometer später bin ich mir sicher und der nächste Sprint steht an. Das scheint mein neues Hobby zu werden: Wettrennen mit Fähren.

die nächste Fähre

Die Fähre fährt zwar nur 20 Minuten, aber in der Zwischenzeit klart es auf und die Sonne wärmt schön die Oberschenkel. Die Luft ist zwar kühl, aber die Regenhose kann ich ausziehen. Und schon befindet man sich wieder im Reisekatalog von Norwegen.

es klart auf

Auf einigen Kilometern Richtung Sortland ist die Straße relativ neu mit gut laufenden Teer. Hatten Rolf und Björg nicht davon erzählt? Später kommt auch noch ein Tunnel, wo kurz vorher eine Abzweigung für Radfahrer ausgeschildert ist. Ich meine, die beiden hätten auch davon erzählt und das sie durch den Tunnel sind. Also durch. Im Tunnel selbst ist es ziemlich frisch und der Atem kondensiert. Nach 2km ist auch der Tunnel geschafft, aber draußen bleibt es trotzdem kühl. Und da das Knie hier und da zwickt, gibt es wieder lange Kleidung.

Blick auf den Fjord bei Sortland

In Sortland selbst gehe ich noch für das Abendessen einkaufen. Heute soll’s Nudeln (was sonst) mit süß-saurer Sauce und Hähnchenschenkel geben. Dazu ein Salat. Ich freu mich schon.

da freut sich der Radler

Die letzten 25km geht es flach an der Küste bis kurz vor Stokmarknes entlang. Der Wind kommt mal von rechts, mal von hinten. Auf den letzten 20km merke ich aber dann doch den Schlafmangel und eine gewisse Müdigkeit. Das Tempo ist für die guten Bedingungen nicht allzu hoch, der Puls ist niedrig aber die Atmung geht schwer. Gut, daß es nicht mehr weit ist. Kurz von Stokmarknes gibt es eine letzte Herausforderung in Form einer Brücke, die mit geschätzten 9% Steigung da steht.

die letzte Herausforderung für heute

Stokmarknes (zumindest ein Teil davon)

Der Campingplatz ist schnell gefunden.Ein geeigneter Platz für’s Zelt nicht. Ebene Flächen sind kaum auszumachen. Eine Österreicherin gibt mir den Hinweis auf eine mögliche Stelle. Schnell das Zelt aufgebaut und erst mal eine Stunde schlafen.

Stokmarknes Camping

Tja und jetzt sitze ich hier im Zelt, habe gut gegessen und schreibe die letzten Zeilen vom heutigen Tag. Der Campingplatz wird übrigens von einem spanischen Ehepaar geführt, die vor über 20 Jahren nach Norwegen gekommen sind. Er fragt mich, ob ich aus Italien komme. „Nein, aus Deutschland“. Das ist jetzt schon das zweite oder dritte mal, daß ich als Italiener eingeschätzt werde. Wahrscheinlich liegt es an der gesunden Bräune, die ich mittlerweile (partiell) habe. Auf dem Campingplatz sind noch weitere Radwanderer, aber ich bin müde und werde mich gleich schlafen legen.

In diesem Sinne: Gute Nacht.

20110804

P.S.: Aus der Statistik-Ecke ist zu berichten, daß ich die 4.000km überschritten habe.

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Eine Antwort zu 20110804 Tag 32

  1. Ecki sagt:

    Hallo Marco,

    noch beim Fjordhopping oder schon beim Zeltaufbau?
    Ich hoffe, die Sonne hat Deine Motivation gestärkt und die Gedanken nach dem warum sind der Freude über die herrliche Landschaft gewichen 
    Im Fernsehen hab ich gerade einen tollen Bericht über den Sognefjord gesehen – fantastische Bilder, ein völlig entschleunigtes Leben in einer beeindruckenden Landschaft – und der Blickwinkel im Fernseher ist wohl noch besser als vom Sattel aus: Von ganz oben auf dem Berg 
    Viele Menschen träumen nur von großen Zielen, Du setzt sie um 

    Also tritt weiter kräftig in die Pedale,
    Ecki (der schon kräftig neidisch auf dich ist)

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