Was treibt mich eigentlich an?
Am Morgen wurde ich etwas früher als geplant vom Regen geweckt. Etwas kaputt und unmotiviert schaue ich mir die geplante Route noch mal an. Eigentlich sollte es weiter Richtung Andenes gehen, wo ich evtl. an einer Whale Watching Fahrt teilnehmen wollte. Da mich das aber mindestens einen halben Tag kosten würde und ich zum einen einen leichten Zeitdruck aber auch den Drang nach Hause zu kommen verspüre, plane ich erneut um. Außerdem braucht man ja auch noch Ziele für die Zukunft und der neue Plan motiviert mich, dann doch weiterzufahren.
Von Finnsnes geht eine Hurtigruten-Fähre nach Harstad. Ein Telefonat mit der Service-Line und ein weiteres mit dem Schiff ist geklärt, daß ich die Fähre nehmen kann. Da die Fähre morgens um 04:15 ablegen soll, versuche ich noch mal etwas zu schlafen. Um 12 Uhr fahre ich erst los. Bis nach Finnsnes sind es ca. 110km. Das Wetter ist zunächst trocken, bewölkt und es weht ein leichter Gegenwind.
Mein Weg aus Tromsö heraus ist nicht der optimalste und ich bin mal wieder von einer Stadt angenervt. Naja, irgendwie habe ich es dann doch geschafft.
Nach 20km geht es links nach Brensholmen ab und bergauf. Auf halber Höhe treffe ich einen Schotten mit Fahrrad samt Anhänger, der mit seinem Hund seit 3 Monaten unterwegs ist. Die beiden schaffen am Tag, je nach Untergrund, zwischen 25 und 40km.
Weiter oben setzt ein Nieselregen ein und es wird naß-kalt. Ich packe mich gut ein und ich muß bei der Abfahrt ordentlich gegen den Wind strampeln, was aber den Vorteil hat, daß mir nicht zu kalt wird.
Von der Fähre weiß ich, daß sie stündlich fährt.Ursprünglich hatte ich mit der Fähre um 18 Uhr gerechnet. 10km vor der Ablegestelle berechnet mir das Gps-Gerät, daß ich ein paar Minuten vor fünf ankommen sollte. Ich erhöhe etwas die Trittfrequenz. Vielleicht schaffe ich ja, die fünf Uhr Fähre zu erwischen.
6km vor dem Zwischenziel habe ich 1-2 Minuten verloren und ich fahre noch mal etwas schneller. Zum Glück habe ich keinen Gegenwind mehr und es geht flach bis zur Fähre. Auf den letzten paar hundert Meter kann ich die Fähre schon sehen, die Luke ist noch offen. Zwei Minuten vor der Abfahrt erreiche ich die Fähre. Das Schwitzen hat sich gelohnt.
40 Minuten später kommt die Fähre in Botnham an. Es ist immer noch bewölkt, aber es regnet nicht mehr. Von der Landschaft habe ich bisher nicht viel mitbekommen. Im Regen hängt der Kopf eh nach unten und auch jetzt gibt es außer einem grau-in-grau nicht viel zu sehen.
Ich mache mir so meine Gedanken, wieso, weshalb und warum ich das Ganze mache. Zum einen bewirkt das Fahrradfahren irgendetwas in mir, was ich nicht beschreiben kann. Vielleicht sind es körpereigene Drogen, vielleicht die viele frische Luft, die Sonne (heute leider nicht), die tolle Landschaft und die besonders schönen Tage. Ich weiß es nicht. Aber seit ein paar Tagen ist mir klar, daß ich unbedingt mit dem Fahrrad wieder nach Hause möchte, nur um dieses Gefühl zu erleben, es geschafft zu haben. Wann und wo und ob dieses Gefühl eintreten wird, daß weiß ich noch nicht.
Obwohl das Wetter heute nicht so toll ist, macht es mir erstaunlich wenig aus. Die Musik hilft mal wieder ungemein dabei. Mittlerweile habe ich auch die 2500 Lieder einmal durchgehört und entscheide mich für Freedom Call, deren Musik bei mir immer für gute Laune sorgt.
7km vor Finnsnes kommt unerwartet einen Jugendherberge. Es ist schon neun und ich entscheide mich kurzerhand dort einzukehren. Den Herbergsleiter treffe ich so gerade noch an und er läßt mir ein Einzelzimmer zum Preis von einem Bett im Gemeinschaftsraum. Meine Essensvorräte sind mal wieder nahezu alle, aber ich habe Glück, daß andere Besucher ein paar Nudeln und Müsli vergessen haben.Verhungern muß ich also nicht.
Den Wecker stelle ich mir auf viertel vor drei. Allerdings fällt mir das Einschlafen schwer, weil meine Gedanken irgendwie keine Ruhe geben wollen. Vielleicht liegt es daran, daß ich noch nicht geschrieben habe…
@dweisbrod: Hallo Dirk, vielen Dank für die Blumen. Den Blog könnt ihr gerne auf der INSIGMA-Homepage verlinken.
@Steffen: auch dir vielen Dank für die weisen Worte. Ich werde versuchen, unterwegs dran zu denken.
@Jens: Danke für’s „Aufräumen“. Gibt es bei WordPress eigentlich einen Page-Counter?
Hallo Marco,
jetzt verfolge ich Deine Reise schon eine ganze Weile und muss sagen: Ich bin fasziniert. Eine grandiose Leistung, die ich wohl nicht aufbringen würde. 🙂
Der Blog ist übrigens super.
Man sollte ihn auf der INSIGMA-Webseite verlinken – mit dem Hinweis: „Was unsere Kollegen so tun“. Was hältst Du davon?
Gruß
Dirk
HiHo aus der Heimat,
nur ganz kurz zu deinen Gedanken: Also sei dir gewiß, viele würden soetwas gerne machen wenn sie es irgendwie einrichten könnten. Und auch sei dir auch sicher, dass diese Erfahrung und das Abenteuer was du erlebst nicht jederman erlebt.
Mein Neid ist dir sicher 😉
Versuche neben der Strecke soviel wie möglich von Land und Leuten mitzunehmen um zu dem sportlichen Aspekt auch den Urlaubsaspekt nicht zu vergessen ;-).
Viel Spaß und Gesundheit weiterhin
Viele Grüße
Steffen
Hi Marco,
da du ja offensichtlich in der richtigen Stimmung dafür bist, hier eine kurze Frage: „Was ist der Sinn des Lebens?“ 😉
Viele Grüße
Jens
P.S.: Die GPX-Datei habe ich wieder aufgeräumt, damit wir auch die schöne blaue Linie sehen können.